So ist es: In der Mitte das Rostrum!

30. Mai 2019

Ekkehard Pascoe, Vorsitzender des CORSO LEOPOLD e.V. mit seinem ganz persöönlichen Rückblick auf den CL Mai 2019.

Staatsminister Florian Herrmann eröffnete am Samstag, 16.00 Uhr den Corso Leopold, und zwar mit seiner Rede auf der Münchner Freiheit, vom Rostrum herab. Gleichzeitig weihte er das Rostrum ein – für Nicht-Lateiner: Die Rednerkanzel bzw. -tribüne auf dem Forum der Münchner Freiheit. Damit ist hier der Mittel-PUNKT des Corso Leopold definiert. Bisher kennt kaum einer noch den Ort, hat ihn gar gesehen, noch niemals wurde das Rostrum so verwendet. Wurde sie vom Architekten so gedacht? Keiner weiß es. Wir jedenfalls haben das Rostrum auf dem Forum entdeckt und machen es zu einer Bühne für unsere Volksredner.

Dem Staatsminister folgte dortselbst unser Schirmherr, OB Dieter Reiter. Er hielt seine mit Spannung erwarteten Eröffnungsrede zur Verfassungsfeier 2019 (16.30 Uhr, ebd.). Auch für ihn dürfte das Forum erstmals in seiner politischen Funktion erkennbar werden.

Der Corso Leopold präsentierte also stolz das Forum der Münchner Freiheit in seiner eigentlichen Bedeutung. Der städtebaulich so arg vernachlässigte Ort wird ein öffentlicher Versammlungsort der Bürgerschaft. Was umso bedeutsamer ist, als der Platz dem Widerstand gegen Gewaltherrschaft gewidmet ist, einer historischen Basis unserer Verfassung, die wir hier feiern. Die Münchner sollen hier mehr sehen als nur eine Betonschüssel. Für den September ist eine Ausstellung geplant, die architektonische Perspektiven für den Platz aufzeigt. Wir wollen erkennbar machen, dass ein Dach darüber denkbar wäre. Welcher gewaltiger Raum würde entstehen? Welche Bedeutung käme dem Forum nun zu? Wäre es dann nicht der schönste Versammlungs-Raum Münchens?

Wir hoffen, dass wir unsere Eröffnungsredner für diese Idee begeistern konnten. 

Das gab es auch: Demokratie an der Tramschleife

Wer aus den Niederungen des Forums – andererseits: aus der U-Bahn - emporstieg, tauchte auf an einem sehr besonderen Ort: Dem verwandelten Trambahn-Dach. Wird es im normalen Leben als profane Bedeckung der Trambahn-Wendeschleife gebraucht, so darf es nun erscheinen in das, was es ist: Als Kunstwerk, das, von uns ins rechte Licht gerückt, einfach nur Kunstwerk sein darf. Genau hier, dieser neu belebten Raumskulptur, verspricht die New Music Academy bei Tanz, Musik und Gesang die angemessene Entspannung und Lebensfreude. Wer gerade nicht hinsieht, aber noch mehr auf die Augen braucht, der besucht den „Kleinen Onkel“ gleich daneben. Hier beschäftigt sich das Münchner Kollektiv ContrastPunkt mit Licht, Raum und den Anfängen der Fotografie.

Es war nur konsequent, dass wir in der Raumskulptur „Tramschleife“ einem bedeutenden Künstler Platz schafften. Bernhard Springers stellte seine Deutschlandbilder zur Schau. Ich zitiere beispielhaft eine Bildunterschrift.

1967/06/02 BERLIN, KRUMME STRASSE 66/67, HINTERHOF

Den Realbezug muss man sich denken.Das  „Dreieck des Grundgesetzes“ (Genitiv von Lars Mentrup) bot alle Informationen zu Demokratie und Europa an, vermittelt von Münchner Stiftungen und Initiativen.

Schwabing lässt es tanzen

Sei´s drum, weiter ging´s! Südlich der Münchner Freiheit – wir überschreiten die Feilitzschstraße flüssig –, passieren wir den Platz der gottlosen Humanisten und den Markt der Kunsthandwerker (da gibt`s was zu kaufen), um dem Kunstgenuss zu frönen. Am Platz der Schwabinger hat Gitta Rambeck wieder alles versammelt, was in der lokalen Literaten– und Kleinkunst-Szene Rang und Namen hat. Zwei Tage lang könnte man hier einfach nur sitzen und einfach hinhören, die „einleitenden Worte“ von Gitta sind allein eine Reise wert. Wer aber allzu lange verweilt, hat sich vielleicht zu wenig Zeit für die Kunstausstellung von Johannes Hofbauer genommen! In seiner Galerie der Augenblicke verleiht er seinen Sorgen um ein solidarisches Miteinander in Europa ansehnlichen Ausdruck. Kann man so sehen…

Ein hilfreicher Tipp an dieser Stelle: Gehen wird leicht, wenn man tanzt! Unser nächster Programmpunkt sagte daher ganz konsequent „Geh tanzen“! Dreht Euch im Kreis, verrenkt Euch zu Figuren, hoppst wie es Euch gefällt – alles ist möglich. Wem das zu locker ist, bekommt Tanzunterricht. Wem das zu anstrengend war (oder wer sowas nicht braucht), der schaute zu, wie professionelle Formationen über die Bühne schwebten. Eine Schau war das!

Für Frieden und Fußball

Wir nähern uns dem Ziel. Ein solches kann für manche der Kreis der Religionen sein, ein Friedensprojekt der Konfessionen und Religionen, ein Gegenprojekt zur Gottlosigkeit. Die doppelte Negation will Positives sagen: Wer glaubt, hat ein Recht darauf. Glaubensfreiheit ist Gedankenfreiheit, eine europäische Errungenschaft, die einst blutig erkämpft werden musste, die wir immer verteidigen müssen. Es geht nicht m Kirche oder Moschee, sondern um Menschen. Sie versammeln sich im Kreis, über ihre gemeinsame Überzeugung vorzustellen.

An der Franz-Joseph-Straße quert der Bus die Meile. Wir sichern ihm, der im Schritttempo fährt, die Überfahrt mit 6 Helfern. Die Sicherheit ist also im Soll, und aufatmend nach den Gefahren der Busquerung knallen uns die Bässe von einer Bühne um die Ohren – eine erneute Schau! Denn Jungs und Mädchen aus allen Ländern spielen Fußball. Denn Bunt kickt gut, das kann man sehen, weil es um den Turniersieg geht und viel Ehrgeiz im Spiel ist. Stellt Euch an den Zaun und achtet auf Euren Nebenmann: Das ist garantiert ein Talentscout von 1860 München! Die Talente des Meisters sind ja bereits in die Freimanner Talentschmiede eingesammelt. Auch Eltern, die ihren Sprösslingen sportliche Vorbilder zeigen wollen, stehen hier richtig. Nicht weit vom Fußballkäfig gibt`s einen Spielplatz für die kleinen Schwabinger. Mitten auf der Straße kann man sie mitmachen lassen, während man beim Fußball zuschaut oder - gleich gegenüber! - auf der Terrasse der Rhythmen dem Flamenco huldigt. Wie nämlich kann ein Europa-Fest ohne Spanien, Carmen und das Stakkato der Schuhe (mit den Nägeln im Absatz) vorstellen?

Überall auf dem Corso gab es wieder reichlich zu essen und zu trinken. Der Corso Leopold freut sich sehr, dass seine Besucher davon reichlich Gebrauch machten und natürlich Maß hielten. Denn so trägt man zur Finanzierung der Veranstaltung bei. Zu all den optischen Genüssen, den anstrengenden Beiträgen zur Hirnnahrung und den unglaublich vielen Hör- und Schauerlebnissen soll, ja muss! ausreichend Nahrung in den Bauch kommen. Denn die Wege sind weit.

Übrigens haben wir für den Fall, dass diesen Text zu lesen nicht jedermanns Sache ist, einen grafischen, wunderschönen Flyer gestaltet. Man kann ihn auf unserer Homepage corso-leopold.de nachlesen. Informationen zu allen Programmplätzen sind über einen Link zu öffnen. Unsere neue Homepage ist die reinste Wundertüte. Jeder Termin ist zu finden..

Es lohnte sich.

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